Informatiker haben sehr gute Berufsaussichten. Robotikexperten haben exzellente. Und es gibt noch viele weitere Gründe, sich als IT-Talent in Richtung Automation und künstliche Intelligenz zu orientieren. Ein paar davon präsentieren wir dir hier.
Prognosen über den Arbeitsmarkt sind so eine Sache für sich. Oft sind sie zu diffus und ändern sich zu schnell wieder, als dass man sich bei seiner beruflichen Laufbahn darauf verlassen sollte. Davon, dass die Robotik die kommenden Jahre stark prägen wird, kann man allerdings stark ausgehen: Automobilhersteller weltweit investieren große Summen in die Forschung am autonomen Fahren, das Internet der Dinge ist vom Science-Fiction-Traum sehr nahe an die Realität gerückt, der Markt der Industrieroboter boomt und die ersten Roboter erobern in Form von selbstständigen Staubsaugern die Haushalte. Gar nicht zu sprechen von dem Hype, Drohnen für spektakuläre Filmaufnahmen zu nutzen und der wahr gewordenen Vision vom persönlichen Roboter, der ein Teil der Familie wird. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.
Robotikexperten
Die händeringende Suche nach Fachkräften in Forschung und Industrie wird also nicht so schnell abreißen. Das bestätigt auch Prof. Dr. Franz Kummert, Professor für Informatik an der Universität Bielefeld: „Immer mehr Maschinen werden mit ‚intelligenten‘ Fähigkeiten ausgestattet. Bei uns kommen deshalb laufend Anfragen: ‚Habt ihr nicht gute Absolventen, die bald fertig werden? Wir suchen verzweifelt Leute!‘“ Das betreffe insbesondere die Fahrzeugindustrie, die sich mit Assistenzsystemen und autonomen Fahren beschäftige. Und selbst, wenn uns keine Zukunft der Roboter bevorsteht – wenn du verstehst, wie ein solcher funktioniert, was er braucht, um uns in der menschlichen Welt von Nutzen zu sein und im besten Falle auch noch, wie du das umsetzt, bist du sowieso ein Generalist: Du beherrschst es, Probleme zu erkennen, Lösungen zu entwerfen, zu abstrahieren, logisch zu denken und Entwicklungen in der Praxis zu testen. Und das kannst du im besten Falle ebenso gut auf andere Bereiche übertragen. Arbeitslos wirst du also höchstwahrscheinlich nicht.
Aber ITler können doch keinen Roboter bauen, denkst du jetzt vielleicht. Das mag sein – dafür gibt es Maschinenbauer und Elektrotechniker. Die Systeme, die daraus entstehen, übernehmen immer mehr Aufgaben, doch sie haben keinen eigenen Kopf. Das macht sie zugleich dumm, nutzlos und bisweilen sogar gefährlich. Informatiker setzen dort an, indem sie den Maschinen in Form von Software ein „Bewusstsein“ einhauchen. Fortschritt im Hardware-Bereich reicht nicht aus, denn erst durch Informatiker erhalten die leblosen Hüllen eine künstliche Intelligenz, die sie für ihre Aufgaben brauchen. „Bereits existierende
Hardwareplattformen mit entsprechender Software auszustatten, damit sie etwas Sinnvolles tun – ihre Umgebung erkennen, Sprache verstehen, interagieren – dafür sind Informatiker mehr als prädestiniert“, findet Prof. Kummert. Auf die Frage, ob es sinnvoll sei, Informatik zu studieren, wenn man in der Robotik arbeiten möchte, antwortet er im Brustton der Überzeugung: „Aber Hallo!“. Kenntnisse im Maschinenbau und anderen Disziplinen braucht die Robotik zwar immer noch, doch der Fokus hat sich besonders in den letzten Jahren immer mehr in Richtung IT verschoben.
Die Aussichten sind also mehr als rosig, doch das alleine sollte natürlich nicht die Berufswahl bestimmen. Was ist das Spannende an der Robotik? Der Bereich ist sehr breit gefächert.
Zuerst braucht man Grundlagenforschung, die untersucht, wie Lebewesen funktionieren und wie menschliche kognitive Prozesse zustande kommen – erst dann kann man diese Erkenntnisse formalisieren und in intelligenten Systemen simulieren. Dazu ist eine Zusammenarbeit verschiedener Fächer notwendig: In der Robotikforschung sind sowohl Psychologen, als auch Biologen und Linguisten involviert. Du musst also bereit sein, auf diese zuzugehen und zu versuchen, sie zu verstehen. Diese Interdisziplinarität macht Spaß und ist sehr produktiv! Auf der anderen Seite heißt das natürlich auch: Alleingänge sind unerwünscht. „Der Informatik-Nerd, der am liebsten vor seinem Rechner sitzt, um möglichst wenig mit anderen Menschen zu tun zu haben, ist in der Robotik nicht richtig aufgehoben“, ist Prof. Kummert hart, aber ehrlich. Ein Praktikum bei einem Roboterhersteller oder eine entsprechende Vertiefung im Studium zu wählen, kann bei der Entscheidungsfindung helfen.
Was bleibt also? Die verbreitete Angst, dass Roboter den Menschen in der Arbeitswelt ersetzen könnten, gilt ganz sicher nicht für IT-Talente. Mit der Robotik hast du die Chance, in einem Bereich mitzuwirken, der unsere Zukunft in vielen Schichten des gesellschaftlichen Lebens umwälzen wird. Was könnte spannender sein?