Die wichtigsten Infos zur Existenzgründung in der IT-Branche

Selbstständigkeit in der IT-Branche

Die Freiheit und das Geld locken – nicht wenige IT-Experten spielen mit dem Gedanken, sich selbstständig zu machen. Wenn auch du dazugehörst, soll dir dieser Artikel als kleiner Wegweiser in die Selbstständigkeit behilflich sein.

Die ersten Schritte: Entscheide dich weise!

Zunächst solltest du dir gut überlegen, ob eine selbstständige Tätigkeit wirklich das Richtige für dich ist. Klar, sein eigener Herr zu sein klingt verlockend und bringt viele Vorteile mit sich. Andererseits bedeutet eine Selbstständigkeit aber auch, dass du dich um alles alleine kümmern musst und ein höheres Risiko trägst als in einem Angestelltenverhältnis. Manche Menschen brauchen die Struktur und Hierarchie des Bürolebens und wären auf sich gestellt heillos überfordert. Machen dir die Herausforderungen der Selbstständigkeit jedoch nichts aus, verfügst du über genügend Erfahrung in deinem Job und bringst idealerweise auch etwas betriebswirtschaftliches Knowhow mit, erfüllst du die wichtigsten Voraussetzungen, um loszulegen. Bist du dagegen gerade erst mit der Ausbildung fertig oder kommst frisch von der Uni, solltest du vielleicht zunächst in einem Angestelltenverhältnis Erfahrungen sammeln.

Marktanalyse betreiben

Des Weiteren solltest du vor dem Sprung in die Selbstständigkeit unbedingt die Marktlage checken. Überprüfe die aktuelle Auftragslage für dein Tätigkeitsfeld, indem du beispielsweise Vermittlungsbörsen für IT-Freiberufler durchforstest. Kommst du zu dem Schluss, dass genügend Nachfrage vorhanden ist, empfiehlt sich als nächster Schritt ein Beratungstermin für die Gründung, zum Beispiel beim Steuerberater oder bei der Agentur für Arbeit. Benötigst du Kapital oder möchtest du Fördermittel in Anspruch nehmen, ist zudem ein Businessplan erforderlich, in dem du deine Tätigkeit erklärst und deine Ziele definierst. Da die meisten IT´ler von zuhause aus arbeiten und sich ihr Investitionsbedarf in Grenzen hält, ist der Businessplan jedoch oft entbehrlich.

Gründungsformen bei Selbstständigkeit in der IT-Branche

IT-Selbstständige haben in Deutschland verschiedene Unternehmensformen zur Auswahl, unter denen sie ihre Tätigkeit ausüben können. Nachfolgend geben wir dir einen kurzen Überblick. Ausführliche Informationen über die Vor- und Nachteile jeder Unternehmensform erhältst du bei einem Steuerberater oder Gründerberater.

IT-Selbstständige als Freiberufler

Der Freiberufler-Status ist begehrt, da er einige Privilegien mit sich bringt. So muss ein Freiberufler im Gegensatz zu einem Gewerbetreibenden keine Gewerbesteuer zahlen und nicht Mitglied in der IHK werden. Zudem reicht bei der Buchführung die Erstellung einer simplen Einnahmen-Überschuss-Rechnung aus. Den Freiberufler-Status erhalten jedoch nur sogenannte Katalogberufe nach §18 Einkommensteuergesetz (EStG). Eine freiberufliche Tätigkeit in der IT-Branche gehört nicht dazu. Um den Status dennoch zu erhalten, muss deine Tätigkeit als katalogähnlicher Beruf eingeordnet werden. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn sie sowohl von der Ausbildung her als auch inhaltlich mit einem Katalogberuf vergleichbar ist. So werden Informatiker beispielsweise oft mit Ingenieuren verglichen. Das Finanzamt beurteilt letztlich individuell, ob du als Freiberufler durchgehst oder nicht. Wer Handel betreiben oder produzierende und verarbeitende Tätigkeiten anbieten will, muss sowieso eine andere Unternehmensform wählen.

Gewerbetreibende in der IT-Branche

Wurde deine Tätigkeit nicht als freiberuflich eingestuft, giltst du automatisch als Gewerbetreibender und musst ein Gewerbe anmelden und Gewerbesteuer bezahlen. Die Gewerbeanmeldung erfolgt bei der Stadtverwaltung, entweder vor Ort oder online.

GbR

Wer sich gemeinsam mit anderen ITlern selbstständig machen möchte, kann eine GbR gründen. Mindestkapital und Handelsregistereintrag sind nicht erforderlich. Alle Beteiligten sind gleichgestellt und tragen Gewinne und Verluste gemeinsam. Außerdem haftet ein Gesellschafter für die Fehler eines anderen, was sich jedoch zum Teil durch einen Gesellschaftervertrag ausschließen lässt. Im Firmennamen muss der Namen aller Gesellschafter sowie der Zusatz GbR enthalten sein.

OHG

Die Offene Handelsgesellschaft beinhaltet ein vollkaufmännisches Handelsgewerbe nach § 105ff.HGB. Jeder Gesellschafter haftet mit seinem Privatvermögen. Ein Handelsregistereintrag ist verpflichtend.

IT-Selbständigkeit in einer GmbH

Bei der GmbH handelt es sich um eine Kapitalgesellschaft, die von einer oder mehreren Personen betrieben werden kann und eine Mindesteinlage von 25000 Euro erfordert. Sie entsteht durch die Eintragung in das Handelsregister und nach der notariellen Beglaubigung des Gesellschaftervertrags. Zu den Vorteilen dieser Unternehmensform zählt u.a., dass die Haftung auf das Vermögen der Gesellschaft begrenzt ist. Bemerkenswert bei den Steuerregelungen bei einer GmbH ist, dass die Gehälter der Geschäftsführer als Betriebsausgaben absetzbar sind.

UG

Bei einer Unternehmergesellschaft besteht Haftungsbeschränkung und es ist kein Mindestkapital erforderlich. Im Vergleich mit der GmbH ist die UG für potentielle Geschäftspartner aufgrund der fehlenden Mindesteinlage jedoch weniger vertrauenswürdig,

Weitere Formen

Relativ selten gibt es außerdem noch IT-Selbstständige in einer Limited Company, Kommanditgesellschaft oder Aktiengesellschaft.

Steuern als selbstständiger Informatiker

Als selbstständiger ITler musst du regelmäßig Einkommens- und Umsatzsteuer abführen.

Einkommenssteuer

Die Einkommenssteuer richtet sich nach Höhe deines Verdiensts und wird in der Regel als vierteljährliche Vorauszahlung an das Finanzamt abgeführt. Die Höhe der Vorauszahlung basiert auf deiner Einschätzung deiner Gewinne. Bei der korrekten Einschätzung deiner Steuerbelastung können dir Online-Tools wie der Lohn- und Einkommensteuerrechner vom Bundesministerium der Finanzen helfen. Kapitalgesellschaften entrichten keine Einkommensteuer, sondern die Körperschaftssteuer, die einheitlich 15 Prozent beträgt. Dazu kommt noch der Solidaritätszuschlag.

Umsatzsteuer

Als selbstständiger ITler schlägst du auf deine erbrachten Dienstleistungen oder verkauften Waren eine Umsatzsteuer drauf. Im IT-Bereich beträgt diese 19 Prozent. Mithilfe einer Umsatzsteuervoranmeldung teilst du dem Finanzamt entweder monatlich oder vierteljährlich (je nach Höhe Deiner Umsatzsteuer im Vorjahr) die Höhe der Umsatzsteuer mit. Daraufhin musst du die Summe natürlich auch überweisen. Die Übermittlung der Steuervoranmeldung erfolgt elektronisch, zum Beispiel über das Elster-Portal. Möchtest du mit den Steuerangelegenheiten möglichst wenig zu tun haben, kannst du einen Steuerberater dafür beauftragen. Wichtig: Gründer sind verpflichtet, innerhalb der ersten zwei Jahre monatlich eine Umsatzsteuervoranmeldung einzureichen.

Die Finanzen als Existenzgründung in der IT regeln

Deinen Lohn festlegen

Natürlich solltest du dir im Rahmen der Gründung auch über deinen Lohn Gedanken machen. Viele Neugründer begehen den Fehler, dass sie ihren Lohn zu niedrig ansetzen. Dadurch bekommen sie schnell finanzielle Probleme, wenn die laufenden Kosten nicht gedeckt werden können. Aus diesem Grunde solltest du eine Liste mit den regelmäßig anfallenden Ausgaben erstellen. Andererseits darfst du den Lohn auch nicht zu hoch ansetzen: Als Neueinsteiger musst du dich schließlich erst beweisen und kaum ein Auftraggeber zahlt mehr als die marktüblichen Preise. Überlege dir gut, wie hoch dein Einstiegslohn sein muss. Hast du erst mal einen zufriedenen Kundenstamm aufgebaut, kannst du ihn anheben. Der durchschnittliche Stundensatz der IT-Freiberufler betrug 2018 übrigens laut dem Freelancer-Kompass 91,05 Euro.

Eine Rechnung erstellen

Wie alle Selbstständigen müssen auch IT-Freelancer über ihre erbrachten Leistungen eine ordnungsgemäße Rechnung erstellen. Dabei sind die Regeln der Rechnungsstellung zu beachten. Am besten erstellst du eine Musterrechnung, lässt die von einem Steuerberater prüfen und verwendest sie in der Folge mit den entsprechenden Anpassungen.

Buchführung

Als Selbstständiger in der IT-Branche bist du zur Buchführung verpflichtet. Du kannst diese Aufgabe aber auch an einen Steuerberater oder ein Buchführungsbüro abgeben. Möchtest du dich selbst darum kümmern, solltest du gegebenenfalls einen Buchführungskurs belegen und dich mit den Regeln zur Buchführung für Gründer auseinandersetzen.

Kunden und Aufträge finden in der IT-Branche

Die Nachfrage nach IT-Spezialisten ist zwar hoch, aber von alleine flattern gute Aufträge nicht ins Haus. Um Kunden und Aufträge zu gewinnen, bieten sich folgende Möglichkeiten: Auf Vermittlungsbörsen im Internet wie 4freelance, freelancermap, und IDM kannst du gezielt nach Aufträgen suchen und meist auch ein Profil erstellen, in dem du dich vorstellst und deine Dienstleistungen anbietest. Viele potentielle Kunden tummeln sich auf Karriereportalen wie XING und LinkedIn. Außerdem finden sich hier Gruppen, in denen Fachfragen aus dem IT-Bereich diskutiert werden. Dort kannst du dich als Experte positionieren und mögliche Auftraggeber an Land ziehen. Wertvolle Kontakte in der Szene lassen sich zudem offline auf Fachmessen wie der CEBIT und speziellen IT-Events knüpfen. Weiterbildungsseminare sind eine weitere Möglichkeit, um Dein persönliches Netzwerk auszubauen. Fortbildungen sind sowieso wichtig, um in der sich stets rasant verändernden digitalen Welt Schritt zu halten und langfristig erfolgreich zu bleiben.

Absicherung und Versicherung

Als selbstständiger ITler musst du dich natürlich auch um eine ordentliche Absicherung kümmern. Neben einer passenden Krankenversicherung und Berufsunfähigkeitsversicherung ist vor allem die IT-Haftpflichtversicherung wichtig, die dich vor dem finanziellen Ruin schützt, wenn du selbst Schäden an den Daten oder der Hardware eines Kunden anrichtest. Ein Versicherungsvergleich hilft dir, eine günstige Absicherung zu finden.

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