Konzerne wie Google und Samsung melden neue High-Tech Patente an, ein weiteres IT-Unternehmen geht an die Börse und Edward Snowden enthüllt, dass die NSA deutschen Mittelständlern das Know-How absaugt. Derartige Meldungen beschäftigen uns tagtäglich. Informationstechnologie spielt aber nicht nur in Wirtschaftsunternehmen, Regierungen oder Sicherheitsbehörden – sondern auch in sozialen Einrichtungen eine zentrale Rolle.
Genau mit diesem Thema beschäftigt sich die Sozialinformatik. Diese Disziplin versucht die klaffende Lücke zwischen Sozialer Arbeit und der Informatik zu schließen. Im Fokus steht dabei der Einsatz von Informationstechnologie in sozialen Organisationen und die Möglichkeiten der IT-gestützten Informationsverarbeitung. Informatik ist heutzutage eben in keinem Bereich mehr wegzudenken. Eine Bewerberin um unser IT-Stipendium (2013) schreibt, dass sie in einem Unternehmen arbeiten möchte, das sich nicht nur bloß mit IT beschäftigt, sondern die Welt positiv verbessert. Mit Informationstechnologie sei viel mehr möglich, als das bloße Programmieren getrieben von wirtschaftlichem Interesse. Mit Hilfe von IT können Prozesse in der Sozialen Arbeit verbessert werden, um diese weiter zu professionalisieren. Hier setzt die Sozialinformatik an.
Robin
An zwei deutschen Hochschulen wird Sozialinformatik mittlerweile sogar als eigener Studiengang angeboten: zum einen als berufsbegleitender Bachelor im Fernstudium/Online-Studium an der Hochschule Fulda und zum anderen als Master an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Doch für wen ist dieser Studiengang die richtige Wahl? Wir haben uns mit der Hochschule Fulda in Verbindung gesetzt und uns auch mit IT-Talent Robin unterhalten, der aus eigenem Interesse das Studienangebot der Hochschule Fulda unter die Lupe genommen hat.
Die Regelstudienzeit für den Bachelor (of Science) in Sozialinformatik an der Hochschule Fulda beträgt inklusive Praxisprojekten acht Semester. Hierbei handelt es sich um reine Softwareprojekte – um keine aus dem sozialen Bereich. Robin glaubt, dass wenigstens einschlägige Praktika im IT-Bereich einer sozialen Organisation unabdingbar sind, um realweltliche soziale Aspekte im Praktikum zu durchleben. Diese Chance bekommt man an der HS Fulda nicht. Laut Hochschule ist dies auch gar nicht angedacht. Ohnehin sei eine dreijährige Berufserfahrung Voraussetzung, um den berufsbegleitenden Bachelorstudiengang anzutreten, erzählt uns die Mitarbeiterin der Hochschule. Oft besitzen die Studierenden bereits Erfahrung im sozialen Bereich und nutzen das Studienangebot als Weiterbildung, um IT-Fachkenntnisse zu erwerben. Tatsächlich wird der Schwerpunkt auf informationstechnische und weniger auf sozialwissenschaftliche Kompetenzen gelegt. Immerhin dreht es sich um einen Bachelor of Science.
Robin wünscht sich dennoch, dass deutlich gemacht wird, für welches Berufsbild bzw. für welche IT-Berufe dieser Studiengang ausbildet und welche Kompetenzen einen Absolventen besonders machen. Allein auf die Verzahnung von sozialen Themen und IT hinzuweisen, reicht ihm nicht. Zielorientierung ist das Stichwort für die Hochschulen, aber auch für die Studierenden. Und dabei gilt es auch, die Möglichkeiten der beruflichen Entwicklung so breit aufzustellen wie es geht, und vor allem diese Möglichkeiten nach außen hin zu kommunizieren. Robin glaubt, dass Absolventen neben sozialen Einrichtungen beispielsweise auch sehr gute Chancen in einem auf IT-Unternehmen ausgerichteten systemischen Beratungshaus erwarten könnten.
Letztlich gilt es – gerade wenn man sich nicht für das breite Feld sondern für einen spezialisierten Zweig entscheidet – bereits im Vorfeld klar zu definieren, welches Ziel man damit verfolgt, auch wenn sich dieses im Laufe des Studiums durchaus noch ändern kann.
Fazit: Wer sich also aus einem sozialen Beruf heraus in der IT berufsbegleitend weiterbilden möchte, für den ist der Studiengang Sozialinformatik wie er jetzt existiert (zumindest an der HS Fulda) eine vielversprechende Option. Wer sich allerdings sowohl für IT-Systeme als auch für die Sozialwissenschaft begeistert, dem könnte letzteres zu kurz kommen. Robin vermutet, dass es dann sinnvoller ist, reine Informatik zu studieren und sich die sozialen Kompetenzen entweder selbst anzueignen oder als Schlüsselqualifikationen im Studium zu wählen.
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