Der Anteil der Frauen in Informatik-Studiengängen ist nach wie vor erschreckend gering: Gerade einmal 20% der IT-Studierenden sind weiblich. Bei den Ausbildungsberufen liegt der Wert meist unter 10%. Doch was bedeutet das für die Branche und die Zukunft? Und wie können wir Frauen für die IT begeistern?
Wo sind die Frauen in der IT?
Frauen sind die Treiber zahlreicher aktueller Entwicklungen im Digitalbereich. Sie sind die Mehrheit in sozialen Netzwerken, haben zahlreiche eigene Smartphone-Apps und verlangen mobile-friendly Webdesign beim Einkauf bei Zalando – Frauen sind in vielen Bereichen Mehrzahl der Konsumenten von digitalen Inhalten, wie “Woman who Tech” aufzeigt. Allerdings sind die Ersteller und Programmierer dieser digitalen Inhalte zumeist Männer.
Laut Bitkom lag der Frauenanteil in der IT im Jahr 2019 bei etwa 17 Prozent, was schon eine starke Steigerung gegenüber der Vergangenheit ist. Dennoch ist die Digitalbranche weit davon entfernt ausgeglichene Geschlechterverhältnisse zu haben.
Warum Frauen für die IT-Branche wichtig sind
Eine höhere Geschlechterdiversität bedeutet, dass unterschiedliche Präferenzen und Ansichten in Teams und Führungsetagen ausgewogener repräsentiert werden. Gerade im Hinblick auf die große Bedeutung der Frauen als Konsumenten von digitalen Inhalten ist die Perspektive von Frauen bei der Entwicklung besonders bedeutsam.
Aber auch aus gesellschaftlicher Sicht ist die Beteiligung von Frauen an Innovativen digitalen Produkten wichtig. Die Zukunft wird Maßgeblich von der Digitalisierung bestimmt – und der Arbeitsmarkt verschieben sich immer mehr in den digitalen Bereich. Wenn Frauen nun an der zukunftsträchtigen IT-Branchen kaum partizipieren, bedeutet das langfristig möglicherweise Karrierenachteile – und ein Rückschritt für die Gleichberechtigung.
Wie wir mehr Frauen für IT-Berufe begeistern können
Die Bedeutung von Vorbildern
Weibliche Vorbilder können einen entscheidenen Beitrag leisten, um mehr Frauen für die IT-Branche zu begeistern. Spannend dabei ist, das einige der Pioniere der heutigen IT-Welt Frauen waren.
So war die amerikanische Informatikerin Grace Hopper eine der ersten, die nach dem Zweiten Weltkrieg am ersten Computern tüftelte und später Programmiersprachen entwickelte – im Dienst der US-Marine.
Auch Ada Lovelace, eine britische Mathematikerin des 19. Jahrhunderts, gilt wegen Ihrer Arbeit mit Algorithmen als die erste Programmiererin der Welt – auch wenn Historiker sich hier uneinig sind.
In Deutschland ist Constanze Kurz eine der bekanntesten Informatikerinnen. Sie ist Sprecherin des Chaos Computer Clubs, war Sachverständige am Bundesverfassungsgericht und in der Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ des Deutschen Bundestags.
In diesem Interview des Staufenbiel Instituts könnt ihr außerdem die positiven Erfahrungen einer jungen Frau beim Software-Riesen EMC nachlesen. Nachrichten und Geschichten wie diese sind wichtig um zu zeigen, dass die Arbeit in der männerdominierten IT-Branche Frauen viel Spaß machen kann.
Initiativen und Förderung
Mittlerweile haben sich zahlreiche Initiativen gebildet, die sich der Förderung von Frauen in der IT-Branche verschrieben haben. So ist die Initiative “Komm, mach MINT” unter der Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung schon seit einigen Jahren aktiv.
Weiterhin gib es zunehmen Organisationen, die von Frauen oder nicht-binären Menschen gegründet wurden und sich der Förderung solcher Gruppen in der IT verschrieben haben. Geekettes, Webgrrls und Haecksen sind nur ein paar davon.
Ebenso ist Frühförderung an Schulen notwendig, um Mädchen für die Digitalisierung zu begeistern. Denn in Deutschland werden oftmals nach wie vor Jungs bestärkt, mit technischem Spielzeug umzugehen und Mädchen weniger. (Quelle)
Arbeitskultur
Zuletzt zählt aber natürlich auch die Arbeitskultur, die Frauen erleben und die wir in der IT jeden Tag mitprägen. So müssen Verantwortliche in der IT dafür Sorgen, dass Frauen eine faire und gleichberechtigte Chance bekommen, an der Stelle Förderung erhalten, an der sie notwendig ist und ein Arbeitsklima schaffen, in dem sich jeder Mensch wohl fühlen kann. Zum lohn könne wir von unterschiedlichen Perspektiven, Denkansätzen und Herangehensweisen profitieren.
Zusammenfassung
- Der Anteil von Frauen in Informatik-Studiengängen liegt bei unter 20%, in Ausbildungen unter 10%. Es ist kaum Besserung in Sicht.
- Frauen sind häufig Konsumenten digitaler Inhalte, Männer die Ersteller.
- Es gibt schon einige Initiativen und Vereinigungen von Frauen in der IT – allerdings reichen die Bemühungen bisher nicht aus.
- Von verschiedenen Perspektiven, Denkansätzen und Herangehensweisen können IT-Unternehmen profitieren.
- Im Sinne einer gleichberechtigtem Gesellschaft sollte die Förderung von Frauen in IT-Berufen weiter gestärkt werden.